Sprache · Stimme · Gehör 2022; 46: 44-50
DOI: 10.1055/a-1745-7502
Hintergrund Ob sich die an unauffälligen Kindern beschriebenen Reifungsprozesse des zentralen Hörsystems auch an Kindern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) im Grundschulalter nachweisen lassen, sollte an 2 Schülerjahrgängen (1. und 4. Klasse) im Kontrollgruppenvergleich untersucht werden. Material und Methoden In die Auswertung gingen 7 Testergebnisse von 82 Erstklässlern (40 mit AVWS; 42 unauffällige Kinder) und 65 Viertklässlern (35 mit AVWS; 30 unauffällige Kinder) ein. Es wurde eine ANOVA mit dem Gesamtsummenwert aus folgenden 7 Untersuchungen sowie anschließend eine MANOVA mit den Einzeltestergebnissen durchgeführt: Göttinger Sprachaudiometrie II im Störgeräusch; dichotisches Wortpaarverstehen (Uttenweiler-Test); Phonemdifferenzierung, Phonemidentifikation, Phonemanalyse (Subtests aus Heidelberger Lautdifferenzierungstest); Zahlenfolgen-Gedächtnis (Subtest aus psycholinguistischem Entwicklungstest); Mottier-Test. Ergebnisse Die ANOVA zeigte signifikante Haupteffekte von „Schuljahr" (p < 0,001; η² = 0,418) und „Gruppe" (p < 0,001; η² = 0,690), jedoch keine Interaktionseffekte zwischen beiden. Das Ergebnis der MANOVA war ähnlich bzgl. der o. g. Haupteffekte; nur für 2 Tests (Phonemidentifikation, Phonemanalyse) wurde die Interaktion der Faktoren Schuljahr und Gruppe mit jeweils geringen Effektstärken von 3 bzw. 6 % statistisch signifikant. Diskussion Gemäß dieser Querschnittsstudie scheint der Unterschied zwischen den beiden Gruppen unabhängig vom Schuljahr zu sein. Fazit Im Grundschulalter gibt es nicht nur für unauffällige Kinder, sondern auch für solche mit AVWS Hinweise auf eine Reifung des zentralen Hörsystems.
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